Der Ökumenekreis

“Die Summe all dieser Begegnungen ermöglichte uns allen vielfältige und wertvolle Gespräche, sei dies auf theologischer, persönlicher oder kultureller Ebene.“ (Confessio Romana, S.21)

Der Ökumenekreis erfreute sich dieses Jahr großer Popularität; hatte es schon am Anfang des Wintersemesters 24 Mitglieder gegeben, war diese Zahl am Anfang des Sommersemesters bis 28 gestiegen, ungefähr gleich verteilt auf Katholiken und Protestanten. Bei den Protestanten gab es sowohl Calvinisten als auch Lutheraner. Die Mitglieder trafen sich zu insgesamt elf sogenannten „Vollversammlungen“; sechs offiziellen und fünf inoffiziellen Treffen. Bei den offiziellen Treffen waren immer zuerst ein protestantischer und ein katholischer Moderator in Aktion, um in die Thematik einzuführen. Danach gab es Diskussionen, bei den ersten zwei Treffen im großen Kreis, später haben wir uns aber dazu entschieden, uns für die Diskussionen in kleine Gruppen aufzuteilen.

Unter den Themen gab es neben traditionellen Themen wie „Eucharistie/ Abendmahl“, „Amt/Hierarchie“ und „Tradition“ auch andere Themen, die beim ökumenischen Gespräch seltener vorkommen, wie z.B. „Spiritualität/Gebetsleben“, „Zukunftsvisionen“ und „Menschliche Freiheit/Göttliche Gnade“. Nach den Diskussionen gab es immer viel Gutes zu trinken oder zu essen. Die offiziellen Treffen fanden entweder im Germanicum- Hungaricum, in der Facoltà Valdese, im Centro Melantone oder in San Pastore statt. Die fünf inoffiziellen Treffen fanden alle im Germanicum- Hungaricum statt, meistens mit Abschluss in der Bierstube. Es herrschte eine sehr gute Stimmung  in der Gruppe, viele Freundschaften wurden geknüpft. Wohl zum ersten Mal in der Geschichte des Ökumenekreises wurde sogar ein „Ökumenechor“ etabliert: fast zwei Drittel der Ökumenekreismitglieder waren auch im Chor tätig. Die musikalische Leitung lag in den Händen des ungarischen Seminaristen Szigmond Attila. Der Chor erreichte mit der Zeit ein hohes musikalisches Niveau und war bei vielen Messen und Gottesdiensten in Aktion. […]

Sigurd Sverre Stangeland, Ökumene-Delegat (Confessio Romana S.17)

 

[…] Die Erwartung, dass man sich nach den offiziellen Treffen so schnell wie möglich, allenfalls mit gesenktem Haupt verabschiedete und seinen eigenen Weg ging, wurde rasch ertränkt. Umgehend war zu beobachten, dass die eine Seite, die evangelische, und die andere Seite, die katholische, interessiert waren an der jeweils anderen Fraktion. Neben den offiziellen Treffen wurden bald inoffizielle Treffen geplant, um die Geselligkeit und die aufkommenden Freundschaften profunder zu pflegen. Häufig endeten die Begegnungen und damit die gemeinsamen Gespräche zu später, teilweise zu sehr später oder dann schon wieder zu früher Stunde. Um effiziente Arbeit zu leisten und konstruktive Gespräche zu führen, war es stets relevant, für Proviant zu sorgen. Das geschah teilweise trikonfessionell: Die katholische Seite bemühte sich immer wieder herzhaft um Wein, Bier, Schnaps und Fanta. Der Flügel der Lutheraner hat mehrere Male wunderbar gebacken, von Reformationsbrötchen bis hin zu verschiedenen Kuchen und Torten. Schließlich tauchte die Schweizerin eines Tages mit reformiertem Käse auf und lud, auch auf Initiative eines Priesteramtskandidaten, der stets mit einem sonnigen Gemüt durchs Leben rennt, zu einem Käsefondue in der Bierstube des Germanicums et Hungaricums ein. Auch nach außen strahlte der Ökumenekreis Attraktivität und Interesse aus. Immer wieder setzten sich Germaniker und Hungariker zu uns an den Tisch, die nicht offiziell Mitglieder des Ökumenekreises waren.

Die Summe all dieser Begegnungen ermöglichten uns allen vielfältige und wertvolle Gespräche, sei dies auf theologischer, persönlicher oder kultureller Ebene. Im Rückblick scheint entscheidend gewesen zu sein, dass wir uns aufeinander einließen und in großer Neugier gewillt waren, über den eigenen Tellerrand, und somit hinter die Kollarhemden der Priesteramtskandidaten zu blicken und zu fragen. Gefunden haben wir gesellige […] und unternehmungslustige Menschen, die ganz ähnlich wie wir Melantonini ihre Leichtigkeit des Seins und ihre Freuden, Ängste, Nöte und Sorgen in ihrem je eigenen Rucksack durch den Alltag tragen. Jedes Spiel durfte gespielt werden. Nach dem Spiel war und ist immer vor dem Spiel und in diesem Sinne ist die Partie glücklicherweise nie zu Ende – sei dies, weil wir uns künftig gerne an vergangene Ereignisse zurückerinnern werden oder weil man sich unter Umständen irgendwo und irgendwann wiedersieht.

Paula Walker, Studienjahr 2017/18 (Confessio Romana S.20)