Studieren als Frau

Als Protestantin alleine unter Priestern

[…] Heute, nach vielen Stunden in päpstlichen Universitäten, ist mir die Reaktion des überrumpelten Collarhemdes kein Rätsel mehr. Der Umgang mit Frauen ist lange nicht jedem vertraut. Und dass ich nicht verschleiert wie die anderen wenigen Frauen hier, beinahe allesamt Nonnen, rumlaufe, macht die Situation für meine Mitstudenten nicht einfacher. […]

Wir durften lernen, dass wir (Frauen) nicht alles verstehen können, da unsere Hirne anders funktionieren. Dass unsere Körper einzig zur Mutterschaft gemacht sind und wir dies deswegen möglichst nicht vernachlässigen sollten. Dass unser Berufsziel – möglicherweise – dem Willen Jesu Christi widerspricht und wir uns noch einmal überlegen sollten, ob wir nicht besser Pfarrfrauen werden sollten. Unsere katholischen Mitstudenten durften lernen, dass wir tatsächlich Pfarrerinnen werden können (eine Neuigkeit, die ein Kommilitone mit einem lauten „Davvero?!“ und anschließendem fröhlichem Lachen kommentierte). Dass der Kampf für Frauenrechte keine Gefahr für Männer darstellen muss. Und schließlich, dass nicht jede Frau, die einen lächelnd grüßt, eine Gefahr für den Zölibat bedeutet.

Zu guter Letzt muss ich meine Mitstudenten jedoch auch vor meinem eigenen Urteil in Schutz nehmen. Das Leben allein unter Männern, die Rolle der Frauen in einigen Heimatländern und natürlich einige Inhalte in Lehrveranstaltungen (Ob Frauen selbst sexuelle Bedürfnisse haben, da wollte sich einer meiner Professoren nicht festlegen. Er könne es nicht gänzlich ausschließen, hielt es aber für nicht relevant.) beeinträchtigen natürlich einen unbeschwerten Umgang. Dennoch war der Großteil der Begegnungen positiv und selbst zu Beginn eher ängstliche Kommilitonen ließen sich mit der Zeit doch auf uns und unsere Anwesenheit in ihrer Männerwelt ein. Zudem muss bemerkt werden, dass die hier geschilderten, teils sehr extremen ethischen Haltungen selbst innerkatholisch kritisch gesehen werden. (Eine der besuchten Universitäten wird vom Opus Die geführt.) An vielen anderen Unis fiel man als Frau ohne Ordenstracht sicherlich auf, aber nach diesem ersten Schock für die Herren im Collarhemd konnte man sich gemeinsam seriöser Theologie widmen.

(Confessio Romana S.38)